
Kinder begleiten – aus Liebe 7 Tools für deinen Alltag
Es gibt Momente im Leben, in denen uns eine tiefe Erkenntnis trifft – eine Klarheit, die unser Herz erreicht. Für mich ist es die Gewissheit, dass Kinder das Wertvollste sind, was wir begleiten dürfen. Ich liebe Kinder. Sie sind voller Unschuld, voller Potenzial und nehmen die Welt mit offenen Herzen auf. Und doch weiß ich, dass ich selbst keine eigenen bekommen konnte. Diese Erfahrung hat mich tief geprägt. Aber anstatt in diesem Schmerz stecken zu bleiben, hat er mich zu meiner tiefsten Wahrheit geführt: Ich will alles dafür tun, dass Kinder in einer Welt aufwachsen, die von Liebe, Frieden, Leichtigkeit und Wertschätzung geprägt ist.
Doch wie schaffen wir das?
Es beginnt mit uns selbst!
Bewusst begleiten statt unbewusst wiederholen
Kinder sind nicht einfach nur kleine Menschen, die wir erziehen oder formen müssen. Sie sind Spiegel. Sie spiegeln unsere Emotionen, unsere Glaubenssätze, unsere unbewussten Muster. Sie spüren, ob wir aus Liebe handeln oder aus alten, nicht hinterfragten Reaktionen.
Oft reagieren wir in herausfordernden Momenten mit Mustern, die wir selbst in unserer Kindheit gelernt haben. Vielleicht mit Ungeduld, Strenge oder Ohnmacht. Aber das ist nicht die Wahrheit, die wir weitergeben wollen. Wir dürfen uns fragen: Gebe ich meinem Kind gerade das Beste aus mir – oder reagiere ich aus einem alten, unbewussten Gefühl heraus?
Diese Reflexion ist ein Geschenk. Sie gibt uns die Möglichkeit, nicht nur unsere Kinder bewusster zu begleiten, sondern auch selbst zu wachsen.
Warum bewerten wir unsere Kinder so oft?
Ich frage mich manchmal, warum wir unsere Kinder so oft bewerten. Warum interpretieren wir Dinge hinein, die vielleicht gar nicht da sind? Warum sehen wir nicht einfach, was ist, anstatt es durch die Brille unserer eigenen Erfahrungen zu filtern?
So oft handeln wir aus alten Mustern heraus, die uns gar nicht bewusst sind. Wir sehen ein Verhalten und ordnen ihm sofort eine Bedeutung zu – oft aus unseren eigenen Erfahrungen heraus, nicht aus der Wirklichkeit des Kindes.
Was wäre, wenn wir einfach nur beobachten würden? Wenn wir die Bewertung weglassen und mit offenen Herzen hinschauen? Wenn wir die Liebe sehen – in unseren Kindern, in uns selbst?
Wenn wir das tun, verändert sich alles. Plötzlich sind wir nicht mehr in Gedanken über „richtig“ oder „falsch“ gefangen. Wir sind einfach da, in der Verbindung. Wir sehen das Kind, wie es ist. Und wir sind dankbar für das Miteinander.
Kinder nehmen auf, was wir vorleben
Kinder lernen nicht durch Worte, sondern durch unsere innere Haltung. Sie spüren, wenn wir in Frieden sind. Sie nehmen wahr, ob wir mit uns selbst liebevoll umgehen. Sie erleben, wie wir auf Herausforderungen reagieren – und das prägt ihre eigene innere Welt.
Gerade in den frühen Jahren, wenn Kinder spielerisch lernen, nehmen sie tief auf, was wir ihnen vorleben. Unsere Präsenz, unsere Art, mit Gefühlen umzugehen, unsere Werte – all das wird zu ihrer inneren Landkarte. Deshalb ist es so kraftvoll, wenn wir bewusst gestalten, was wir ihnen mitgeben wollen.
7 Tools für eine bewusste Begleitung
Hier sind einige einfache, aber wirkungsvolle Möglichkeiten, um mehr Bewusstheit in die Begleitung von Kindern zu bringen:
1. Gedanken beobachten, Gefühle bewusst lenken
Wir sind nicht unsere Gedanken. Wir haben Gedanken. Doch wenn wir uns nicht bewusst sind, können sie uns automatisch steuern. Gedanken zu beobachten ist der erste Schritt, um unsere Gefühle bewusst zu lenken, achtsam zu handeln und unsere innere Haltung zu verändern.
Indem wir innehalten, unsere Gedanken wahrnehmen und reflektieren, können wir sie und unsere Gefühle selbst beeinflussen – und so auch die Atmosphäre für unsere Kinder bewusst gestalten.
Für Eltern und Pädagogen:
🔹 Ein Tagebuch führen, um wiederkehrende Gedankenmuster zu erkennen und bewusster damit umzugehen.
🔹 In herausfordernden Momenten tief atmen und sich fragen:
„Was brauche ich, um in meiner Mitte zu bleiben?“
Erst dann: „Was braucht mein Kind jetzt wirklich?“
Denn nur in innerer Ruhe können wir wahrnehmen, was unser Kind wirklich braucht.
Indem wir unsere Gedanken beobachten, unsere Gefühle bewusst lenken und achtsam handeln, schaffen wir eine Umgebung, in der sich Kinder sicher, verstanden und gesehen fühlen.
2. Achtsamkeit im Alltag integrieren
Achtsamkeit bedeutet, wirklich präsent zu sein. Ein bewusstes Zuhören, ein achtsamer Blickkontakt, ein Moment des bewussten Atmens – all das stärkt die Verbindung und gibt Kindern Sicherheit.
Für Eltern und Pädagogen:
🔹 Achtsame Rituale etablieren, wie bewusste Begrüßungen oder Verabschiedungen.
🔹 Erlaube dir, einen kurzen Moment innezuhalten, bevor du reagierst, um präsent zu sein.
🔹 Bei alltäglichen Handlungen voll da sein, z. B. beim gemeinsamen Essen oder Zähneputzen ohne Ablenkung.
Indem wir Achtsamkeit in kleine Alltagsmomente integrieren, schaffen wir eine Atmosphäre, in der sich Kinder gesehen, gehört und sicher fühlen.
3. Wertschätzung ausdrücken
Kinder blühen auf, wenn sie Wertschätzung erfahren. Nicht nur für das, was sie tun, sondern vor allem für das, was sie sind – mit all ihren Facetten, ihrer Einzigartigkeit und ihrem inneren Licht.
Für Eltern und Pädagogen:
- Täglich drei Dinge bewusst wertschätzen, gern auch mehr.
- Anerkennung in Ich-Botschaften ausdrücken:
„Ich fühle mich …“, „Ich liebe es …“.
Tatsächlich ermöglichen Ich-Botschaften eine wertschätzende Kommunikation, weil sie ohne Vorwürfe auskommen, zum gemeinsamen Nachdenken anregen und Verständnis fördern.
4. Affirmationen nutzen
Positive Sätze wie „Ich bin geliebt“ oder „Ich bin wertvoll“ prägen das innere Selbstbild eines Kindes – ebenso wie die eigene innere Haltung.
Für Eltern und Pädagogen:
- Gemeinsame Affirmationen – laut sprechen und sich einfühlen oder in Lieder und Reime einbauen.
- Affirmationskarten sichtbar im Alltag nutzen.
- Die eiene innere Haltung bewusst reflektieren und vorleben. Einfach echt sein.
5. Vergebungsarbeit für alte Muster
Ab und zu wird uns bewusst, dass wir nach alten Mustern handeln – nach Überzeugungen, die wir irgendwann übernommen haben, ohne sie zu hinterfragen. Vielleicht haben wir geglaubt, immer stark sein zu müssen, oder gedacht, dass wir nur dann wertvoll sind, wenn wir alles richtig machen. Doch genau hier liegt eine wertvolle Chance: Der Weg liegt nicht in der Selbstverurteilung, sondern in der Selbstverantwortung und Selbstvergebung – und in der bewussten Entscheidung, es beim nächsten Mal anders zu machen.
Für Eltern und Pädagogen:
🔹 Einen Moment der Selbstreflexion einbauen: „Welche Überzeugung hat mich heute geleitet? Dient sie mir noch?“
🔹 Ho’oponopono in unseren Alltag integrieren: Eine kraftvolle Methode, um alte Muster loszulassen, ist Ho’oponopono – ein hawaiianisches Vergebungsritual, das auf vier Sätzen basiert:
Es tut mir leid. Bitte vergib mir. Ich liebe dich. Danke.
Durch das bewusste Wiederholen dieser Sätze – für uns selbst oder in Gedanken für andere – können wir tief sitzende Überzeugungen liebevoll wandeln und inneren Frieden finden.
🔹 Mit uns selbst mitfühlende Selbstgespräche führen: „Ich darf lernen und wachsen. Ich bin gut genug – genau jetzt.“
Indem wir unsere Überzeugungen hinterfragen und liebevoll loslassen, geben wir uns selbst die Möglichkeit, uns bewusst zu verändern – und leben Kindern eine Haltung vor, die von Liebe, Selbstannahme und Wachstum geprägt ist.
6. Gefühle als Wegweiser nutzen
Wie wir Erwachsene mit unseren Gefühlen umgehen, prägt den Umgang der Kinder mit ihren eigenen Emotionen.
Heißen wir alle Gefühle – die angenehmen ebenso wie die herausfordernden – bewusst willkommen, lernen Kinder, dass Emotionen weder verdrängt noch bewertet werden müssen. Sie erkennen, dass alle Gefühle wertvolle Wegweiser sind, die uns zeigen, was wir brauchen oder was sich verändern darf.
Für Eltern und Pädagogen:
🔹 Gefühle vorleben: Eigene Emotionen gesund zeigen, statt sie zu unterdrücken.
🔹 Emotionskarten nutzen: Gefühle sichtbar machen und darüber sprechen.
🔹 Einen „Gefühls-Korb“ einführen: Ein Korb mit kleinen Gegenständen (z. B. Steinen, Holzfiguren oder anderen Naturgegenständen), die verschiedene Emotionen symbolisieren. Kinder können täglich oder nach Bedarf einen Gegenstand auswählen, der ihre aktuelle Stimmung widerspiegelt, und darüber sprechen.
Indem wir selbst einen natürlichen Umgang mit Emotionen zeigen, geben wir Kindern die Sicherheit, ihre eigene Gefühlswelt anzunehmen und gesund damit umzugehen.
7. Einen Wertekompass erstellen
Werte sind unser innerer Kompass, der uns im Alltag Orientierung gibt. Sie zeigen, was uns wichtig ist und wie wir unser Leben gestalten. Unsere gelebten Werte prägen Kinder mehr als unsere Worte.
Welche Werte willst du deinem Kind wirklich mitgeben?
Für Eltern und Pädagogen:
🔹 Einen Werte-Kompass mit den 4 wichtigsten Werten gestalten, um bewusst vorzuleben und regelmäßig zu reflektieren.
🔹 Mit Kindern einen „Werte-Kompass“ basteln: Gemeinsam einen Kompass mit wichtigen Werten erstellen z. B. Liebe, Selbstvertrauen, Mut, Dankbarkeit. Er dient als visuelle Erinnerung im Alltag und unterstützt Gespräche über Werte.
🔹 Einmal wöchentlich reflektieren: „Wie habe ich meine Werte gelebt?“ – für Erwachsene und Kinder kann das in Form eines kurzen Gesprächs oder einer kleinen Geschichte geschehen.
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass Kinder in einer Welt aufwachsen, in der sie sich gesehen, geliebt und wertvoll fühlen. Denn das ist das größte Geschenk, das wir ihnen machen können.
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